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Taunus-Zeitung vom 22.02.2012:

Der Zug lässt auf sich warten

. . . aber auf Eier und Speck ist wie immer Verlass

Hasselbach, das närrische Dorf, hat gestern die Fastnachtssaison verabschiedet: mit einem Umzug und mit "Eiern und Speck".

Von Alexander Schneider

Bienenfleißig haben die Mitglieder des MGV Eintracht Hasselbach gestern im ganzen Dorf Eier und Speck zusammengebettelt. Hier macht der gutgelaunte Insektenschwarm gerade Station bei Sandrine Eckesheimer (rechts) und den Kindern Milena (auf Mamas Arm) und Nick. Fotos: as

Hasselbach. Hasselbach hat einen Bahnhof! Hasselbach einen Bahnhof? Wo denn? Es muss aber einen geben, wie sonst hätte gestern der Zug zu spät abfahren können . . .

Ein technischer Defekt hatte den Start um glatte zwölf Minuten verzögert. Der Motor war nicht angesprungen. Und ohne Motor läuft der beste Generator nicht. Und ohne Generator streikt die Stereoanlage. Schon überlegte sich die Zugleitung, ob Singen nicht die Lösung wäre, schließlich ist der MGV Liederkranz ein Gesangverein. Dann wäre aber noch Öl nötig gewesen, zum Ölen der Stimmbänder, die über die tollen Tage arg gelitten hatten. Und Öl ist teuer in diesen Tagen. Irgendwann sprang der Generator dann aber doch noch an, und der Zug konnte sich mit lauten "Hasselbach-Helau"-Rufen in Bewegung setzen.

Vom als "Backes" maskierten Prunkwagen des MGV Liederkranz aus pfefferte Sängerpräses Clemens Gattinger im kuscheligen Harlekin-Kostüm Süßes in die Menge. Er musste dabei schon genau zielen, denn es hatten nicht besonders viele Zuschauer den Weg an die Zugstrecke gefunden. Der Umzug bewegte sich durchs halbe Dorf, und traditionsgemäß wurde auch dem Seniorenstift Carpe Diem ein Besuch abgestattet. Die alten Leute, die noch mobil sind, waren in den Hof gekommen, die anderen beobachteten das bunte Treiben von den Fenstern aus. Dann hieß es für den Zug "zurück ins Depot". Im Pokalstübchen der Alten Schule ging die Party dann erst richtig los.

Auch der MGV Eintracht Hasselbach hatte zum kollektiven Frohsinn mobil gemacht. Ab dem Vormittag schwärmten kleinere, meist maskierte Fußgruppen aus, um an den Haustüren um "AAAjer un’ Speck" zu betteln. Einfach so gab’s die aber nicht, denn in den meisten Fluren stand Hochprozentiges bereit, ohne dessen Vernichtung es nun einmal nicht voran ging. Mit ihrer Beute an der "Krone" angekommen, hatten viele Eier-und-Speck-Sammler bereits einen in derselben.

"Es gab schon Jahre, da mussten wir den ein oder anderen suchen", erinnert sich Edgar Bargon lachend. Der Sängerchef berichtete auch, dass manch einer tief und fest schlafend in einem Vorgarten oder auf der Couch eines Eierspenders gefunden wurde. Was Bargon gegen alkoholische Ausfälle tun konnte, das hat er auch gestern getan: Er rührte im Hinterhof der "Krone", Cholesterin hin oder her, Dutzende, ach was, hunderte Eier zu Rührei und schaffte so eine deftige Magengrundlage. Der Fastnachtsdienstag war noch lang . . .

© 2012 Frankfurter Neue Presse

 
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