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Taunus-Zeitung vom 05.10.2010:

Singende Verbindung hat Tradition

Von Alexander Schneider

Alljährlich lädt der MGV Eintracht Hasselbach am Vorabend zum Tag der Deutschen Einheit zum Konzert ein. Diesmal erklangen Volkslieder.

Der Männerchor Eintracht Hasselbach sang beim Herbstkonzert auch Willy Sendts «Junggesellen». Foto: SchneiderHasselbach. «Jeder drei Lieder, sonst wird es zu lang», hatte Edgar Bargon, Vorsitzender des MGV Eintracht Hasselbach, die Spielregeln für das Volksliedersingen am Vorabend zum Tag der Deutschen Einheit im Saalbau Krone vorgegeben. Was nicht ganz stimmte, kamen die vier Chöre doch zweimal zu Wort. Macht immerhin auch 24 Lieder. Auch die Gastgeber hielten sich an die Vorgabe und überhörten die Aufforderung aus dem Publikum («Zu-ga-be!») geflissentlich.

Leer ging das prächtig aufgelegte Auditorium mit dem Wunsch nach mehr dann aber doch nicht aus. Es gab eine Zugabe. Im Saal. Zum Mitsingen. Michael Rumpf, der mit dem Akkordeon durch die Reihen tingelte, musste nicht lange den Alleinunterhalter geben, denn schon bald sang der ganze Saal.

«Gemeinsam Spaß an der Musik haben, Freundschaften pflegen und neue begründen», hatte Bargon zu Beginn des Volksliederabends als Grund für das Konzert, das bereits seit Jahren Tradition hat, genannt. Kontaktpflegend hatte man bewusst auf ein ausgedrucktes Programm verzichtet. Die Chöre sollten sich selbst vorstellen und die Liedauswahl dem Publikum erläutern, was zum Teil auf sehr erfrischende Weise geschah.

Nur zum Spaß

So erfuhr man zum Beispiel, dass der kleine Chor des Gesangvereins «Sängerkranz Haintchen» so heißt, wie es ihm ist: «Just For Fun». Nur so zum Spaß also. Und Daniel Sans, der Mann, der beim MGV Nassovia Frohsinn Philippstein den Ton angibt, weiß schon, dass er und seine Mannen eines Tages in den Himmel kommen: «Gott liebt die, die beten. Und die, die singen, doppelt. Wir haben also gute Chancen.» Andreas Mlynek leitet den aus Wernborn zugereisten Chor «Da Capo» und verriet ein bis dato streng gehütetes Geheimnis: Wernborn und Hasselbach verbindet mehr als Wernborn und Hasselbach sich je hätten träumen lassen. Um 1890 hätten Maurerkolonnen beider Dörfer im Ruhrgebiet Häuser gemeinsam gebaut. Und vielleicht sogar dabei gesungen. Dem Hasselbacher Moderator Klaus Winter, der bei so vielen Gästen ab und zu schon ein paar Namen durcheinander warf, fiel siedend heiß ein, dass einer seiner Vorväter auch Maurer war: «Vielleicht bin ich ja Wernborner. . . »

Der musikalische Reigen war vom leider etwas ersatzgeschwächten MGV «Nassovia» Philippstein mit der Alpen-Hymne des Trientiner Bergsteigerchors, «Signore delle Cime» (Herr der Gipfel), für die Größe des Saales etwas zu stimmgewaltig, aber dennoch sehr stimmungsvoll eröffnet worden. Der Sängerkranz Haintchen unter Leitung von Anneke Jung hatte weitgereistes volkstümliches Liedgut dabei und wusste unter anderem mit dem afrikanischen Lied Amezaliwa zu gefallen, das dort ein Weihnachtslied ist. Da dies dem Text, für deutsche Ohren, nicht zu entnehmen war, passt es aber in jede Jahreszeit. Der Chor «Da Capo» aus Wernborn hatte es dagegen schon etwas genauer mit dem Kalender und auch der herbstlichen Bühnendekoration genommen: «Autumn leaves» erklang.

Gastgeber Eintracht Hasselbach begab sich unter der Stabführung von Chorleiter Andreas Jung auf sehr, sehr dünnes Eis. In dem Lied «Der Junggeselle» von Willy Sendt heißt es nämlich «Jeder, der im Kopfe hell, bleibt zeitlebens Junggesell». Die Sänger hatten es anschließend nicht besonders eilig, zu ihren Ehefrauen an den Tisch zurückzukehren. Hätten sie einfach drauflos gesungen, statt den Text auch noch zu erläutern, wäre es womöglich gar nicht aufgefallen . . .

© 2010 Frankfurter Neue Presse

 
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