trans.gif (807 Byte)


Taunus-Zeitung vom 02.09.2009:

Ein Hofkonzert, das ans Herz geht

Veranstaltung am Sattelbach in Gemünden kommt wieder gut an

Von Frank Saltenberger

Das Konzert im Hof Seibert gehört zu den kulturellen Höhepunkten in Gemünden. Als Benefiz-Konzert wird es von privaten Sponsoren und Vereinen unterstützt. Der Erlös kommt dem Verein «Wir helfen» zugute.

Gemünden. 250 Besucher kamen am Samstag, die meisten als «Wiederholungstäter», und das allein spricht für das Niveau der Freiluft-Veranstaltung und den Reiz zwischen Fachwerk und unter Scheunendächern.

Nach dem Auftakt bei Tageslicht unter blauem Himmel brach zur Musik und Unterhaltung die Nacht langsam herein, ab und zu sauste noch eine Fledermaus über den Hof, dann steckten Helfer Stecker in Steckdosen und ließen bunte Lichterketten erleuchten, und gegen Ende verteilten Musiker noch Leuchtstäbe an die Menschen in den ersten Reihen, um den Zauber noch zu steigern.

Stimmungsvoll auch das Programm mit zahlreichen unter die Haut gehenden Melodien – und stimmungsvoll auch im wörtlichen Sinn. Als Konzert der schönen Stimmen könnte es beschrieben werden, denn abgesehen von den Trompetensoli Markus Ruckes’, der am Keyboard von Rüdiger Ruckes begleitet wurde, lebten alle Beiträge vom Gesang, und alle Stimmen passten zum Fach, ob es das klassische war, Folk, Blues, Schlager, Chanson oder Chorgesang.

Ein Mixtum compositum zwar, aber aus jedem Fach hatte der Veranstalter Rosinen gepickt, und besonders im zweiten Teil hatten die Künstler mit dem Applaus des ersten Teils im Rücken soviel Sicherheit gewonnen, um sich nach der Pause noch einmal zu steigern. Nur die beiden Profis des Programms, Schlagerstar Anita Burck und Julia Mihály, waren nur im ersten Teil zu hören.

Besonders die Karlheinz-Stockhausen-Preisträgerin Mihály setzte dem Konzert mit zwei Liedern aus «Des Knaben Wunderhorn» von Gustav Mahler sowie zwei Liedern von Friedrich Holländer ein Sahnehäubchen auf. Aber der vielseitige Sopran Mihálys war nicht die einzige schöne Stimme.

Wärmedecke wird zur Schmusedecke

Besonders bei der Bluesstimme von Jürgen Golbs-Lussem wurde manchem ganz warm ums Herz, und bei seinem «My Creole Bell» wurde es mucksmäuschenstill im Hof und die Wärmedecke über dem Knie für manche zur Schmusedecke. «Schööön», war der schlichte Kommentar einer Zuhörerin, als der Sänger an der Seite von Klaus Dreßel den letzten Ton aushauchte.

Aber es ging herzerwärmend weiter: Das Duo Intrada, bestehend aus Katja Below und Martina Gärtner, hatte jazzige Interpretationen auf Lager und pflegte die irischen Traditionals. Auch Gärtner verstand es, mit ihrer Folkstimme das Publikum zu verzaubern und erntete aus der zweiten Reihe ein «Wunderschön».

Leicht und zart die Stimmen des «Monday Evening Orchestra», einem Gitarrenensemble, das zu den festen Posten des Hofkonzerts avanciert. Mit Stücken unter anderem von Hannes Wader, Rosenstolz sowie Ich und Ich erfreuten sie das Publikum. «Die ,Meos‘ werden auch jedes Jahr besser», kam ein dickes Kompliment von Gastgeber Professor Horst Seibert.

Seibert selbst trat ebenfalls zweimal als Sänger vor seine Gäste und wurde dabei einmal von Rüdiger Ruckes am Keyboard und einmal von Jutta Schümmer, die auch an der Seite Mihálys zu hören war, begleitet.

Bei so vielen schönen Solostimmen wuchs auch der Männergesangverein Eintracht Hasselbach über sich hinaus. Viele junge Sänger stehen in seinen Reihen, und ihr Vortrag war eine brillante Werbung für den Chorgesang und deutsche volkstümliche Literatur.

«Nach jedem Konzert glauben wir, es sei nicht mehr zu toppen», sagte Seibert und überließ es den Besuchern, den Satz fertig zu denken. Etwa so: Es war eines der besten Konzerte, die im Hof zu hören waren.

 

© 2009 Frankfurter Neue Presse

 
Zum Seitenanfang

Zur Startseite