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Taunus-Zeitung vom 08.04.2009:

Das Talent der «trällernden Tröte»

Von Matthias Pieren

Von der Haushaltshilfe zum Gesangskünstler. Das gibt’s nicht nur in Fernsehshows, sondern auch bei der Hasselbacher Laienspielgruppe, die ihr Publikum mit Regie und Darstellung überzeugt.

Putzfrau Paula «Perle» Pummel fragt sich, ob Tina May die Freundin der Apothekersfrau ist oder nicht doch die Geliebte des Apothekers.Hasselbach. Zuletzt zog auch Toto den Stecker vom Staubsauger. Nur so war Paula Pummel offenbar zum Schweigen zu bringen. Denn unter dem ohrenbetäubenden Röhren des alten Staubschluckers schmetterte die Reinemachefrau der Apothekerfamilie Locker mit nervtötender Stimme unsägliche Schnulzen. «Hey, Sie machen mit den dreckigen Straßenschuhen ja alles wieder dreckig», raunzte Paula den langmähnigen Rocker an.

Wie ein «running gag» – das Stilmittel der Komik, bei dem ein Witz mehrmals wiederholt wird – zog sich das Steckerziehen durch den ersten Akt des Schwanks «Perle Paula macht Karriere», gespielt von der Laienspielgruppe des Männergesangvereins (MGV) Eintracht, der Hasselbacher Theater-Crew. Alle handelnden Akteure mussten Putzfrau «Perle Paula» (Gabi Jeck) erst einmal den Saft abdrehen, um überhaupt zu Wort zu kommen.

Durch den Einsatz des «running gag» im ersten Akt bewiesen die beiden Leiter der Theater-Crew, Klaus Rumpf und Reinhold Heuser, dass sie längst das Handwerk der Regie meisterhaft verstehen. Zum einen waren mit dem bewährten Stilmittel brillant alle zehn Charaktere und die Rahmenhandlung vorgestellt. Zum anderen schuf der sich wiederholende Gag unter den johlenden 250 Zuschauern der ausverkauften Premierenaufführung im Gasthaus Krone aber auch eine sich steigernde Vorfreude, die mit Rockmusiker Toto (Bernd Hafeneger) in der überraschenden Pointe gipfelte.

Ein Solo mit dem Staubsauger

Rockmusiker Toto war der einzige, der das wahre Talent der «trällernden Tröte» erkannte. Um sie von seiner Idee zu überzeugen, bei ihm in der Band einzusteigen, schnappte sich der coole Typ den Staubsauger und spielte mit dem Rohr des 1000-Watt-Saugers ein unglaubliches Gitarrensolo. Zuvor hatte Paula stets eine kesse Lippe riskiert und sich mit ihrer schnoddrigen Schlagfertigkeit immer den nötigen Respekt verschafft. Doch nun starrte sie Toto, ihren Entdecker, nur noch sprachlos und mit offenem Mund an. Doch bis zum ersten Auftritt brachte der neue Sanges-Star natürlich noch vieles durcheinander.

Bravouröse Debütanten

Die beiden Theaterleiter des MGV schafften es, mit einer Mischung aus mittlerweile routinierten und überzeugenden Akteuren (in weiteren Rollen: Paul und Manuela Messinger, Jessica Rumpf, Jürgen Jeck und Jörg Hill) sowie den drei bravourösen Debütanten Felix Sommer, Mirijana Brendel und Maren Sommer eine glänzende Schauspielertruppe auf die Bühne zu stellen. So wird die seit 1930 in Hasselbach herrschende Tradition des Laienschauspiels gewiss auch weitere 80 Jahre unter den Mitbürgern begeistert weitergetragen.

«Jahr für Jahr versuchen wir, die Theaterabende für unsere Gäste ein kleines Stück weit attraktiver zu gestalten. Auch in diesem Jahr können wir wieder eine Neuigkeit präsentieren», kündigte Klaus Sommer an, der durch das Programm führte. «Wir freuen uns ganz besonders, dass wir das Publikum dieses Jahr mit einer komplett neuen Bestuhlung überraschen können. Größere, gepolsterte Stühle machen den Theaterabend noch angenehmer.» Wie wahr. Bravo, Eintracht!

© 2009 Frankfurter Neue Presse

 
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