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NNP vom 12.09.2008:

Gesang und Tanz zur Kaffeezeit

Elz. Süß, cremig und schmackhaft wie eine meisterliche Torte, so war das Jahreskonzert des Frauenchores Elz unter dem Motto «Gern gehört zur Kaffeezeit» im Bürgerhaus. Das lag daran, dass keine der wichtigen Zutaten der Geheimrezeptur für einen schönen Nachmittag fehlte. Man nehme einen Männer-, einen Frauen- und einen gemischten Chor, dazu noch eine Solistin und eine Tanzgruppe. Und schon hat man einen kurzweiligen Nachmittag, der das überwiegend weibliche Publikum begeisterte. Ein glückliches Händchen hatte man mit der Auswahl der Gäste. Der MGV «Eintracht» Hasselbach, schon mit einigen nationalen Preisen dekoriert, legte einmal mehr eine für eine Amateurgruppe herausragende Darbietung hin. Der aus der Sängerhochburg Lindenholzhausen stammende Dirigent Andreas Jung hat aus talentierten, begeisterten Männern die letzten Jahre einen Klangkörper geformt, den man wahrlich nicht alle Tage auf regionalen Konzerten zu hören bekommt. Alte Volkslieder in frischen Arrangements wie «Muss i denn» «Schäfer und Edelmann» oder «Der Lindenbaum» fanden in Elz eine begeisterte Zuhörerschaft. Einziger Kritikpunkt: die Umsetzung des Schlagers «Ramona», den der Chor besser auf Deutsch als in holprigem Englisch gebracht hätte. Die Elzer würden ihrem Ruf als Musikantendorf aber nicht gerecht, wenn sie nicht ebenfalls gute Talente in ihren Reihen hätten. Eva Erbach, lange Jahre Sängerin des Frauenchors, hat sich durch ein intensives Gesangsstudium zu einer längst flügge gewordenen Solistin entwickelt. Es war ein wahrer Hörgenuss, wie sie mit gefühlvoller Akzentuierung die beliebten Operetten-Melodien «Wien, du Stadt meiner Träume», «Im Prater blühn wieder die Bäume» sowie «In mir klingt ein Lied» umsetzte. Der Spaß an ihrem Tun war Erbachs Blick deutlich anzumerken, die von der routinierten Waltraud Jung am Klavier begleitet wurde.

Aber auch das alltägliche Backwerk schmeckt den Elzern: Quetschekuche und Krümmelkuche. Was passt dazu besser, als der altbewährte Frauenchor, geleitet von Angeika Seip. Er eröffnete das Konzert gelungen mit «Leuchtet der Morgen», «Sonnenschein liegt in den Reben» und das keineswegs Elzer-Platt-angehauchte «Dat du min Leevsten büst». Das Außergewöhnliche sparte man sich dann für Hälfte zwei auf: «Bacarole» aus «Hoffmanns Erzählungen» und «Ich hätt getanzt heut Nacht» aus «My Fair Lady». Da Seip auch seit kurzem den Gemischten Chor der Sängervereinigung Breithardt leitet, machte es Sinn, dass dieser erstmalig in Elz auftrat. Leider war der Chor durch Krankheiten zahlenmäßig dezimiert. Dennoch glückte ihm mit seiner Erfahrung noch eine solide Vorstellung. Auch die Breithardter hatten bekannte alte Literatur im Gepäck, mit der man immer richtig liegt, beispielsweise das «Ännchen von Tharau» und «Erlaube mir feins Mädchen».

Ein riesiger Kontrast dazu war der Gastauftritt der Gruppe «Youngsters» des Elzer «Royal Ballett». Dessen Tänzerinnen waren jung, frech, dynamisch und hatten «Let‘s Dance»-Musik mitgebracht, die sicher nicht den Geschmack manches älteren Gastes traf. Aber der süße Anblick der Kinder stimmte diese natürlich sehr milde. Gelungen war die Show der Gruppe des Turnvereins auf alle Fälle. Vor allem ist es schön, zu sehen, dass es im Ort nach wie vor junge Leute gibt, die sich euphorisch mit der Kunst beschäftigen. So wird der Kaffee in Elz niemals kalt. Und der Frauenchor kann noch viele Jahre sagen: «Es ist angerichtet».(rok)

© 2007 Frankfurter Neue Presse

 
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