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Usinger Anzeiger vom 10.04.2006:

Heiraten ohne die Familien ist gar nicht so einfach...

"Vorhang auf und Bühne frei" für die Altmeister der Laiendarsteller: die Theater-Crew Hasselbach- Schwank "Oh Gott, die Familie" auffgeführt

HASSELBACH (df). Am vergangenen Wochenende hieß es wieder "Vorhang auf und Bühne frei" für die Altmeister der Laiendarsteller: Die Theater-Crew Hasselbach führte in insgesamt drei Vorstellungen den Schwank von Bernd Gambold "Oh Gott, die Familie" auf. Ein Drei-Akter, der den 200 Zuschauern pro Aufführung unbeschwerte Theaterstunden im großen Saal des Gasthauses Zur Krone bescherte, traditionell organisiert vom Männergesangverein Eintracht Hasselbach. Auch dieses Mal präsentierte sich die erfahrene Truppe wieder in Bestform und lieferte eine solide schauspielerische Leistung ab - sehr zur Freude des Publikums, das ihre Helden am Ende der Vorstellung frenetisch feierte.
Die Geschichte ist schnell erzählt. Ute und Mark, zwei Verliebte mit ernsten Absichten, planen den Coup ihres Lebens: Heiraten ohne die Familien. Denn die sind sich sowieso nicht grün, weil grundverschieden, und liegen sich ständig in den Haaren. Utes Eltern, Marlene und Herbert, ein überkandideltes Zahnarztehepaar, ist das Beste nicht gut genug für ihre Tochter, Marks Eltern hingegen sind einschließlich des Großvaters Johann eher von der deftig- schrotigen Art, die ihre Nasen ständig in die Angelegenheiten ihres Sohnes hängen. Mit einer solchen Verwandtschaft im Rücken beschließen beide, ihre Heirat in aller Stille - und aller Heimlichkeit - zu organisieren und seilen sich ab. Zufluchtsort ist eine Hütte, die zwar abgelegen, aber nicht geheim ist. Denn beide haben es nicht versäumt, einer wohl nicht sonderlich verschwiegenen Vertrauensperson ihrer Wahl von ihren Plänen zu erzählen. Und so stehen beide Elternpaare mitsamt Großvater Johann im Schlepptau kurz vor der Hochzeit vor der Hüttentür, rücken den jungen Leuten mir nichts dir nichts auf die Pelle und planen ohne groß zu fragen die Feierlichkeiten bis ins kleinste Detail, vom Brautkleid bis hin zum Festschmaus. Dass das nicht ohne Diskussionen ablaufen kann, liegt bei den charakterlichen Eigenschaften der Sippschaften auf der Hand. Und dass die Brautleute angesichts dieser chaotischen Zustände und Bevormundungen ihrerseits die Reißleine ziehen, eine falsche Fährte auslegen, um am Ende doch heimlich zu heiraten, wohl auch. Die Tatsache, dass Marks Vater Fritz und sein Großvater diese Gelegenheit nutzen, um selbst einmal ordentlich auf den Putz zu hauen und sich heimlich in den Nachtclub "La Bomba" schleichen, dort nach einer ereignisreichen Nacht nicht nur die Zeche prellen, sondern auch ihre Hochzeitsanzüge mitsamt Auto und dazu passendem Schlüssel vergessen, liefert reichlich Gelegenheit zu amüsanten Verwechslungen und einiger Situationskomik. Am Ende stellt das junge Brautpaar die verdutzten Eltern vor vollendete Tatsachen: Hochzeit erledigt, nun steht die Taufe des ersten Enkels vor der Tür - und auch hier beginnt gleich das Gezeter um organisatorische Details.
Herausragend in der schauspielerischen Leistung war auch dieses Mal Gabi Jeck, die die Rolle der etepetete und verwöhnten Marlene souverän ausfüllte. Damit liefert sie seit einigen Jahren nun schon eine konstant gute Leistung ab, die durch ihre Natürlichkeit im Spiel und durch das ihr eigene sichere Gefühl für die Rolle überzeugt. Ebenfalls bestens besetzt wurde die Rolle des piekfeinen Pantoffelhelden Herbert mit Bernd Hafeneger. Paul Messinger und Jörg Hill haben es indes recht kunstvoll verstanden, Marks Vater und Großvater ein schrotig-derbes Gesicht zu verleihen, genauso wie Manuela Messinger als Marks Mutter Martha, Thomas Weber als Mark und Suse Schott als Ute ihre Rollen überzeugend darstellten. Gaby Becher mimte auch dieses Mal wieder die Rolle einer resoluten Frau. Als Hüttenwartin stellte sie die Geduld ihrer Gäste mit ihrem Hang zur Sauberkeit und ihrer vehement vertuschten Schwerhörigkeit auf eine harte Probe und ging nicht gerade zimperlich mit ihnen um. Neu im Geschäft waren hingegen Inge Heuser, die als biedere Haushälterin des Dorfpfarrers in diesem Sündenpfuhl ihre liebe Not hatte, sowie Mario Belz, der in der Rolle des italienischen Türstehers Pedro nicht nur das Blut von Marlene in Wallung bringt, sondern auch Fritz und Johann für die durchzechte Nacht eine Lektion erteilt.
Alle Akteure haben es mit ihrem engagierten Spiel verstanden, besonders dem schleppenden ersten Akt Leben einzuhauchen, während sie im zweiten und dritten Akt von der Situationskomik der Handlung getragen wurden und das Publikum dabei mitrissen.
Dessen herzliches Lachen war eine Bestätigung nicht zuletzt für die gute Leistung der Schauspieler, sondern auch der Regisseure Klaus Rumpf und Reinhold Heuser. Die Hingabe aller Beteiligten, ihr Fleiß und ihr Talent sind für das gute Gelingen dieser traditionellen Theaterabende ein Garant geworden und längst über die Grenzen Hasselbachs hinaus bekannt geworden.

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