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Taunus-Zeitung vom 27.02.2006:
Hasselbach wird zum internationalen Treff
Von Monika Schwarz-Cromm
(Artikel als PDF)
Hasselbach. Es war eine echte Reise um die Welt. Genauso hatten
es sich die Organisatoren des Männergesangvereins Eintracht 1882
vorgestellt. Denn passend zum Jahr der Fußballweltmeisterschaft waren
viele Menschen aus allen Erdteilen nach Hasselbach in den Saal der Krone
gekommen. Da tummelten sich Chinesen unter Indianern. Mexikaner flirteten
mit Afrikanerinnen. Ob Schotte oder Amerikaner, selbst Kleopatra hatte den
Weg hoch hinauf in den Weilroder Ortsteil gefunden. Ein Scheich hatte
nicht etwa seine Haremsdame dabei. Nein, es war offensichtlich eine
Scheichin, die er da auf der Tanzfläche umherwirbelte. Hatte sich da
nicht etwa ein Pärchen direkt von der Safari in den Saal verirrt?
Bei so viel Völkerverständigung musste die Musik nicht mehr allzu viele
Brücken bauen. Sybille, Sonja und Jürgen von der Band Adrenalin ließen
trotzdem den Saal beben. «Die drei sind nun schon zum dritten Mal bei uns»,
freute sich Vereinsvorsitzender Werner Jeck, dass die Gruppe so gut ankam.
«Du hast mich hundert Mal betrogen», grölten gerade alle mit. Als
jedoch von der Bühne der Tipp kam: «Ab in den Süden», da stimmte zwar
der Saal mit ein, Gebrauch machte jedoch keiner der Gäste von der
Aufforderung. Denn immer noch kamen Maskengruppen daher, die unter lautem
«Helau» vorgestellt wurden.
Nein, einfach nur so reinschlüpfen in den Stimmungsschuppen und mitfeiern
– ist nicht in Hasselbach. Werner Jeck brauchte nur kurz die Hand zu
heben, und schon wusste die Band Bescheid. Der Narhalla-Marsch war an der
Reihe. Mit rhythmischem Klatschen unterstützen die Zuschauer den
Einmarsch des Trachtenclubs Blau-Weiß, der sofort eine kesse Holzsohle
aufs Parkett legte.
So wollten es die Hasselbacher haben. Zuvor war schon ein Flugzeug mitten
im Saal gelandet, perfekt angesteuert vom Kapitän, der auf seiner Reise
durch die Welt so manchen Zeitgenossen aufgelesen und mitgenommen hatte.
Beim Maskenball in Hasselbach waren sie alle gut aufgehoben. Auch der Mönch
aus dem fernen Tibet, ein perfektes Outfit für Ingo Messinger, der äußerst
viel Haut sehen ließ. Mönche leben eben spartanisch. Na ja, bei der
Magnumflasche Sekt, die er nach der Demaskierung für die originellste
Einzelmaske des Abends erhielt, drehte er der Askese dann doch lieber mal
den Rücken zu, den halb entblößten wohlgemerkt.
Und auch die klappernden Holländer mit ihren gesunden roten Bäckchen
durften zur Belohnung für eine gelungene Darstellung als beste Gruppe
diese Ehrung entgegennehmen. Dabei fiel die Auswahl sehr schwer. Ob
federgeschmückte Rothäute oder pechschwarze Negerlein im Bambusröckchen,
alle hätten eine Preis verdient.
© 2006 Frankfurter Neue Presse
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