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Taunus-Zeitung vom 16.04.2003:

Liebenswerte Patzer und zufriedene Akteure

Von Monika Schwarz-Cromm

Hasselbach. Die Theatergäste strömten festlich gekleidet in den Saal, der passend zur Aufführung mit Ordnern, Schreibmaschinen und einem Computer in ein großes Büro verwandelt worden war. Kalendersprüche wie "Lieber ein dicker Chef als ein mageres Gehalt" oder "In diesem Betrieb ist alles elektrisch, sogar das Gehalt versetzt dir einen Schlag" zeigten gleich, wo es langging.

Nämlich inmitten eines ländlichen Ortsvorsteherbüros, in dem auf der Bühne mit sehr viel Humor so mancherlei Chaos heraufbeschworen, aber auch wieder ins Reine gebracht wurde. Aufgeregte Blicke der Laienschauspieler durch den zugezogenen Vorhang hindurch, waren Ausdruck jener Stimmung, die jedes Theater ausmacht: die Anspannung, das Lampenfieber vor dem großen Ereignis.

Die kräftigen Männerstimmen des Chors der Eintracht Hasselbach eröffneten wie in jedem Jahr den vergnüglichen Theaterabend. Alle hatten ihren Text gut gelernt. Es konnte also losgehen. Und wenn doch der eine oder andere Patzer vom Publikum bemerkt wurde, dann machte das die Akteure nur umso sympathischer. Dass inmitten der Handlung Jörg Hill als Anton seine Gemeindeehrennadel nicht mehr am Revers feststecken konnte, dass Bernd Hafeneger als Gottlieb Schippenstein vor Temperament sein Ziegenbärtchen verlor oder aber Paul Messinger beim Anblick der weinenden Silbersteins sich das Lachen nicht mehr verkneifen konnte, kratzte keineswegs am Handlungsablauf, sondern zeigte lediglich die liebenswerten Tücken, mit denen sich die Schauspieler zur Freude des Publikums herumplagten.

Wer aus der "einträchtigen" Schauspielerriege denn nun als neuer Star in den Hasselbacher Himmel aufsteigen wird, blieb auch nach der gelungenen Aufführung fraglich. Denn ein jeder gab sein Bestes. War es das für alle Lebenssituationen ihres Chefs agierende Fräulein Hannelore, deren Rolle Gaby Becher auf den Leib geschnitten schien. Oder turtelte sich Gottfried Schippenstein (Bernd Hafeneger) mit seinen nassen Küssen in die Herzen der Zuschauer? Nicht zu vergessen Helene Kübele, die von Jutta Bördner keifend dargestellte Ehefrau des Ortsvorstehers Franz Kübele (Paul Messinger), welcher nicht nur dem überkandidelten Ehepaar Silberstein (Gabi Jeck und André Fladung) alles recht machen will. Kein Wunder also, dass er mit seinen früheren Freunden Anton (Jörg Hill) und Sepp (Ingo Messinger) Ärger bekommt. Denn auf dem Dorf läuten nun mal Glocken, krähen Hähne lauthals und spielen manchmal auch Blaskapellen. Und so ließ es sich Vorstandsmitglied Klaus Sommer nicht nehmen, auf die Ähnlichkeiten mit Hasselbacher Personen hinzuweisen, die rein zufällig, aber beabsichtigt seien.

Bliebe noch der Amtsdiener Sepp, trinkfest und schelmenhaft von Ingo Messinger meisterhaft dargestellt, der die Wasserrechnungen erst mit der ersten Mahnung austrägt, den Gemeinde-Unimog beim Kartenspielen einsetzt und mit Vorliebe in den Silberstein'schen Swimmingpool pinkelt. Mit viel List bringt er besonders für die Schwatzbase Emma (Annette Mathias) Unruhe ins Leben, nutzt geschickt die Gedächtnislücke seines Chefs aus und bereinigt alle Sorgen und Nöte zum Schluss auf seine eigene Art. Happy End, wie es sich auf der Bühne gehört.

Dazu zählt selbstverständlich, dass Gottlieb Schippenstein seine Studien an der glücklichen Rosalinde Schneckenberger (Manuela Messinger) weiterführt, dass die alten Freundschaften wieder aufleben und dass sich am Ende auch der "Dachschaden" des Ortsvorstehers in Luft auflöst. Und auch die Zuschauer bewiesen mit viel Zwischenapplaus, dass sie die plumpen, aber auch die feinen zwischen den Zeilen gestreuten Pointen wertschätzten. Der Applaus, so Eintracht-Vorsitzender Werner Jeck zu Beginn des vergnüglichen Abends, sei der Lohn der Künstler. Daran bemessen, wurden alle reichlich belohnt.

Und dass nicht nur die Zuschauer, sondern vielmehr auch die Künstler selbst ganz offensichtlich mit ihren Leistungen zufrieden waren, ließ dann der allgemeine Freudenschrei hinter dem geschlossenen Vorhang am Ende des dreiaktigen Schwanks von Bernd Gombold vermuten.

© Rhein-Main.Net, Online-Dienst der Frankfurter Neue Presse und des Journal Frankfurt, 2003

 
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