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Taunus-Zeitung vom 06.03.2003:
Ein Narrenvolk, aber zwei Züge
Von Monika Schwarz-Cromm
Hasselbach. Wohl einmalig "hinter den Hecken" ist die
Hasselbacher Fassenacht, die mit gleich zwei Umzügen am
Fastnachtsdienstag von sich reden macht. Die zwei ortsansässigen
Gesangvereine wollten sich in früheren Zeiten weder in ernsten noch viel
weniger in närrischen Tagen vereinen. Und auch heute noch munkelt man,
dass sich an diesem Zustand nichts geändert hätte. Und so ziehen sie
auch heute noch getrennt durch die Straßen. Die einen, Anhänger und
Mitglieder des MGV Eintracht 1882, und die anderen, die Fans des MGV
Liederkranz. Ersterer formierte sich am Gasthaus Krone und zog am
"Feindesgebiet" vorbei an der alten Schule die Straße hinauf,
wo die "Anderen" sich schon bei Musik aufwärmten. Kaum jedoch
waren die Einträchtler vorüber, setzte sich auch schon die
Liederkranz-Bewegung in Gang – entgegengesetzt natürlich, die Straße
hinunter, der Dorfmitte entgegen.
Doch das ließen sich die Verfolger nicht bieten und schlossen sich dem närrischen
Lindwurm an, in gebührendem Abstand, versteht sich. Gemein waren beiden Zügen
jedoch die lauten Helau-Rufe, die Bonbons, die in der Menge landeten, und
der große Spaß an der Sache. Und die am Gassenrand mitfeiernden Gäste
störte es wenig, ob sie nun Eintracht oder Liederkranz zujubelten. So
zogen die Waldfeen mit ihren Wichtelzwergen, die Kaffeefahrer, die Crazy
Spaceys, Gott Bachus mit Gefolge, kunterbunte Raben, ein großer Gärtnertrupp,
Honigmänner mit ihrem Bienchen, verwunschene Nixen, ein Pharao und Robin
Hood mit Gefolge an den gut gelaunten Zuschauern vorbei.
Jeweils geleitet von einer Blaskapelle, sangen sich die Fußgruppen die
Seele aus dem Leib und grüßten nach allen Seiten mit einem kräftigen
Helau. So waren sie genauso "mit dem Radl da", wie sie "Rucki
Zucki" die "Hände zum Himmel" rissen. Ob auf der Limburger
Straße, dem Roder Weg, der Haingärten-, Feldberg- und Margaretenstraße,
überall wiesen die Spuren von Konfetti auf die Narren hin. Und nicht nur
die am Zug Beteiligten zauberten immer wieder ein Fläschchen zur Stärkung
hervor, auch diverse Manteltaschen der Zuschauer mauserten sich als
perfekt getarntes Flaschenversteck. Dort, wo kein Umzug mehr zu erwarten
war, machten sich die am Straßenrand feiernden Narren auf zu den beiden
Fastnachtsburgen.
Denn gefeiert wurde, so ist es der Brauch, natürlich ebenfalls streng
getrennt. "Sind alle Kinder noch da?", hörte man eine Mutter
sorgenvoll fragen. "Die Anzahl stimmt noch, ob das unsere sind, weiß
ich nicht", lautete die gut gelaunte väterliche Antwort. Nachdem nun
alle Narren des Dorfes derart aufgeschreckt und zusammengetrommelt waren,
konnte getrost so richtig gefeiert werden. So wechselten die
Ausgangspunkte mit dem Ende des Fassenachtszuges. Einträchtig schritt die
"Eintracht" die Treppe zur alten Schule hinauf, wogegen
"Liederkranz" sich in den Saal der Krone zurückzog. Wenn auch
getrennt, so ließ sich keiner der Mitglieder die gute Laune verderben.
Und eines hatte das Gasthaus dann doch der alten Schule voraus. Es zeigte
sich top verkleidet im passenden Faschings-Outfit. Tür und Fenster waren
festlich dekoriert – mit Tannenzweigen und Weihnachtsengel.
© Rhein-Main.Net, Online-Dienst der Frankfurter Neue
Presse und des Journal Frankfurt, 2003
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