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Usinger Anzeiger vom 28.10.2002:

Zwischen Mozart und lyrischem Abendrot

Mit „Gala der Chormusik“ schloss Reihe der Jubiläumsveranstaltungen des Männergesangvereins „Eintracht Hasselbach“ am Samstagabend

HASSELBACH (ek). Stimmgewaltig, ausdrucksstark, lebendig und vielseitig präsentierte sich der Männerchorgesang als „Hörgenuss pur“. Mit der „Gala der Chormusik“ schloss sich am Samstagabend die Reihe der Jubiläumsveranstaltungen anlässlich des 120-jährigen Bestehens des Männergesangvereins „Eintracht Hasselbach“. Die Gastgeber sowie der Männerchor „Harmonie Lindenholzhausen“ und Solist Hans Albert Demer begeisterten das Publikum rund zwei Stunden lang mit einem anspruchsvollen und äußerst ansprechenden Programm. Eintracht-Vorsitzender Werner Jeck freute sich, 180 Besucher im Saalbau des Gasthauses „Zur Krone“ in Hasselbach begrüßen zu dürfen. Unter den Gästen waren auch Vertreter aus der Kommunalpolitik und dem Vorstand des Sängerkreises.
Der Chorleiter der Eintracht, Andreas Jung, hatte ein wunderschönes Programm für dieses Konzert zusammengestellt. Die 40 Sänger der Eintracht machten einen eindrucksvollen Auftakt mit eher getragenen Chorwerken von Felix Mendelssohn-Bartholdy, Hans Lingerhand, Franz Schubert und Hugo Alfven. Dabei zeigten sie sich in allen Lagen sehr stimmsicher sowie mit hervorragendem Gespür für Dynamik und Tempo. Gefühlvoll interpretierten sie später Anton Dvoraks „Liebeslied im Garten“, während sie bei „Aus der Traube in die Tonne“ von Kurt Lissmann ihrer Sangesfreude freien Lauf ließen. Zwei Sänger der Eintracht überzeugten sogar mit gekonnten solistischen Einlagen.
Durch langjährige Zusammenarbeit mit namhaften Chorleitern, gelang es dem Jubiläums-Chor, sich über Jahrzehnte hinweg auf einem sehr hohen Leistungsniveau zu halten. Die großen Erfolge der Eintracht spiegeln sich wieder in zahlreichen ersten Preisen bei nationalen Wettbewerben.
Weit über die Grenzen hinaus bekannt sind dagegen die Gäste. Nicht nur Freunde der klassischen Chormusik kennen den Bassisten Hans-Albert Demer als Mitglieder der Mainzer Hofsänger. Andächtig lauschten die Zuhörer, wie der Solist den Saalbau in Hasselbach mit den hervorragend vorgetragenen Arien „O Isis und Osiris“ und „In diesen heilgen Hallen“ aus Mozarts Zauberflöte quasi in eine Opernbühne verwandelte. Später zeigte Demer, dass er mit seinem vollen Bass genauso sicher und ausdrucksstark in anderen Gesangsspartien zu Hause ist. Mit „Wenn ich einmal reich wär“ aus Anatevka oder „Ol Man River“ sorgte er für Stimmung im Publikum, die er mit zwei Zugaben aus dem Bereich des Gospels nochmals steigern konnte. Einfühlsam begleitet wurde der Bassist von Heide Holzner am Klavier.
Demer ist zugleich Mitglied in der „Harmonie Lindeholzhausen“, die unter Leitung von Martin Winkler unter Beweis stellten, dass die Chormusik nach wie vor einen wichtigen Platz im Musikleben hat. Der nicht nur durch seine Mitgliederzahl von 90 Sängern stimmgewaltige Männerchor demonstrierte in Hasselbach einmal mehr, dass Engagement und Singfreude ganz außergewöhnliche Ergebnisse hervor bringen kann.
Bewunderung machte sich im Publikum breit, als die Gäste meisterhaft bekannte und weniger bekannte geistliche Chorwerke des 20. Jahrhunderts und europäische romantische Chorliteratur anstimmte. Scheinbar mühelos präsentierten die Sänger selbst in leisen Passagen einen außergewöhnlich voluminösen Chorklang, ließen kraftvoll ihre Stimmen zu einem harmonischen Forte anschwellen. Dies in Verbindung mit äußerst präzisen Einsätzen und exakter Tempoführung machten das Zuhören zu einem echten Genuss. Maßgeblichen Anteil hatte dabei mit Sicherheit das Charisma des Dirigenten, der quasi unter Ganzkörpereinsatz alles von den Sängern forderte.
Nicht ohne Grund waren die Sänger aus Lindenholzhausen 1998 beim Deutschen Chorwettbewerb und 1995 beim internationalen Musik-Festival erster Preisträger in der Männerchor-Kategorie. Zum Chorleiter-Team unter Martin Winkler gehört als Assistent auch der Eintracht Dirigent Andreas Jung.
Nach Schuberts „Abendständchen“ als Zugabe setzte lang anhaltender Applaus ein. Danach saßen die Akteure wie in Sängerkreisen üblich noch gemütlich zusammen.
Wie der Vorstand der Eintracht mitteilte, sei das Konzept des Jubiläumsjahres mit verschiedenen kulturellen Veranstaltungen unter dem Motto „Musik- und Kulturjahr 2002“ bestens angekommen und wie Schriftführer Jens Heuser es ausdrückte, dem eigenen Anspruch „klein aber fein“ gerecht geworden. Vor allem von den beeindruckenden Chorkonzerten sei auch eine große Motivation für die Eintracht-Sänger ausgegangen.

© Usinger Anzeiger, 2002

 
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