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Taunus-Zeitung vom 09.04.2001:
MGV-Theatergruppe: Lachen über ein „L“
Von Jürgen Schnegelsberg
Hasselbach. Frisch gewagt und viel gewonnen: So könnte das Resümee
der „Uraufführung“ des Stückes „Einer spinnt immer“ der
Theatergruppe des MGV Eintracht lauten, die sich in diesem Jahr erstmals
statt an einen Schwank oder ein volkstümliches Stück an eine Posse
herangewagt hatte. 200 Zuschauer hatten viel zu lachen und teilweise
war sogar Schenkelklopfen vor Vergnügen im Saal zu sehen.
Die eigentliche Story des Stückes ist schnell erzählt: Eine Pension
beherbergt zwar eine Vielzahl recht schrulliger Gäste, ist leider aber
hoffnungslos pleite. Da tritt einerseits die „mannstolle
Hausbesitzerin“ Florence Wipperling, herrlich schrill gespielt von Gabi
Jeck, auf den Plan, die natürlich ihr Geld sehen will, andererseits der
von Paul Messinger dargestellte Privatier Otto Ofenloch, der mit einem
erklecklichen Sümmchen die Pension retten könnte. Er stellt nur eine
etwas reichlich obskure Bedingung: Er lässt was springen, wenn er –
ein Herzenswunsch – einmal „echte Irre“ nicht nur zu Gesicht
bekommt, sondern sie auch live und in Aktion erleben kann. Kein Problem,
denkt sich da Ottfried Ofenloch (Bernd Hafeneger), Neffe des reichen
Onkels, führen wir eben die Pension Ballermann als „Privatsanatorium für
Irre aller Couleur“ vor.
Aus dieser Grundkonstellation ergaben sich dann die herrlichsten
Verwechselungen und Fehleinschätzungen, denn die Pensionsgäste sind zwar
skurril, aber geistig völlig helle, nur der reiche Onkel dreht im Laufe
des Stückes immer mehr durch, weil der aufs Glatteis Geführte naturgemäß
lauter Irre um sich toben sieht.
Da ist zum Beispiel Jörg Hill, der einen strammen Major spielt, leider
„nur“ von der Heilsarmee, um den die Schriftstellerin Christine Frank
alias Nicole Heid (Hauptwerk: „Die Nacht ohne Mond“) buhlt. Diese
wiederum baggert, ebenso wie die Pensionsbesitzerin Florence Wipperling
und eine gewisse Ria Baleno (Bianca Aring), als Gast alles an, was in der
Pension Hosen trägt. So den im Safari-Kostüm auftretenden Weltreisenden
Julius Ludwig (Thomas Weber) oder den wunderbar schwuchteligen Bruder der
reichen Hausbesitzerin, der – wie sollte es anders sein bei
dieser eindeutigen Rolle – Detlef heißt, gespielt von Jens
Heuser.
Und dann wäre da noch der verhinderte Schauspieler Ladislaus Locke (Ingo
Messinger), der an einem Sprachfehler leidet und kein „L“ sprechen
kann: „Bist Du nicht windig, so brauch ich Gewand“ war da nur ein Brüller
dieses locker-beschwingten Theaterabends.
Der donnernde Applaus nach drei Akten zeigte, dass die mutige
Entscheidung, eine Posse zu spielen, beim amüsierten Publikum voll ins
Schwarze getroffen hatte. Leicht und prickelnd wie ein Glas Champagner
wurden zweieinhalb Stunden beste Unterhaltung geboten, die auf weitere Stücke
dieser Art hoffen lassen.
© Frankfurter Neue Presse, 2001
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